
Sie sind von Anfang an bei dem Projekt dabei und sind mit vielen anderen Kolleginnen und Kollegen Vorreiter in Sachen nachhaltige Wärmeversorgung für innerstädtische Quartiere. Träumen Sie manchmal schon von Lagarde?
Ja, im positiven wie auch negativen. Denn wir haben uns mit dem Projekt hohe Ziele gesteckt, um die Energiewende aktiv voranzutreiben. Ein solch zukunftsweisendes Projekt zu leiten ist natürlich toll, aber bedeutet auch viel Verantwortung und stellt einen jeden Tab vor Herausforderungen, die einem manchmal den Schlaf rauben. Dabei sind es die vielen kleinen Steine und großen Felsbrocken, die uns gerade die Gesetzgebung im Energierecht in den Weg legt und so gar nicht zum längst überfälligen Wandlungsprozess in dieser wichtigen Branche passen.
Die Tagesschau hat schon berichtet, in der Süddeutschen Zeitung ein einseitiger Artikel, Bundesbauministerin Klara Geywitz war schon zu Besuch… Kurz: Das Projekt erregt in ganz Deutschland Aufmerksamkeit. Müssen Sie schon Autogrammkarten schreiben?

Tatsächlich bekommen wir viele Anfragen von anderen Städten, aber auch von überregionalen Medien, die sich das Projekt vor Ort anschauen wollen. Denn in der Konstellation hat das vor uns noch keiner versucht. Das macht uns natürlich stolz. Weil wir wissen, dass viele andere Kommunen vor der Herausforderung stehen, Stadtentwicklung so nachhaltig wie möglich zu gestalten und Energieautarkie anzustreben, bieten wir auch aktiv Führungen für Fachleute an und halten Vorträge in Fachkreisen.

Was sind, abgesehen von der technischen Pionierleistung, die größten Herausforderungen bei dem Projekt?
Wie auf jeder Baustelle läuft natürlich nicht alles glatt. Seit Baustart 2021 kommen Lieferengpässe beim Material und der steigende Fachkräftemangel immer stärker zum Tragen. Dagegen sind Spezialeinsätze, wie der Schwerlastkran für den riesigen Pufferspeicher oder die Aufstellung des Erdbohrers fürs Sondenfeld ein Kinderspiel.
Viel Zeit kosten auch die Absprachen mit allen Investoren, sonstigen Beteiligten und nicht zuletzt den städtischen Ämtern, die Treiber des Konversionsprozesses und damit Teil des Projektes sind.
Bleibt da noch Zeit für Familie und Hobbys?
Ich habe mit der Familie einen großen Freundeskreis, bei dem es immer etwas zu feiern gibt. Um mal richtig abzuschalten setze ich mich an schönen Tagen und im Sommer auf mein Mountainbike und fahre die 27 km von den Stadtwerken nach Hause oder gehe ins Gelände auf meine Hausstrecke an der Retterner Kanzel (Forchheim). Je nach Wetterlage und im Winter sind handwerkliche Projekte wie Weihnachtsdeko aus Holz und Sanierung oder Neugestaltung von Zimmern oder des Gartens angesagt.

Stefan Loskarn (51 Jahre), Dipl.-Ing. Versorgungstechnik (FH), arbeitet seit 11 Jahren bei den Stadtwerken Bamberg und ist ein "alter Hase" wenn es darum geht, innovative und umweltfreundliche Konzepte zu entwickeln. Seit 2017 ist er Projektleiter des innovativen Wärmekonzepts für den Lagarde-Campus.