1000 Tannen für den Stadtwald - für mehr Biodiversität

Aus welchen Gründen sind Tannen die richtige Wahl für den Stadtwald?

Johannes Hölzel: Bei der Entscheidung, welche Baumart wir an welcher Stelle anpflanzen, dürfen wir nicht an unsere Generation denken. Genau genommen vergehen 3 Generationen, bis der Baum geerntet wird. Das entspricht rund 120 Jahren. Ein langer Zeitraum, der vor allem den aktuellen Klimawandel mit berücksichtigen muss.

Dazu können wir zum einen eine ausgewogene Mischung an Bäumen im Wald anpflanzen. Der Förster sagt dazu salopp: „Wer viel streut, rutscht nicht.” Durch die Mischung an Baumarten senken wir das Risiko eines Totalausfalls, sollte eine Baumart künftig in Schwierigkeiten geraten.

An der Stelle im Stadtwald, an der wir pflanzen, ist bereits ein naturgemäßer Bewuchs vorhanden. Dort stehen im Moment Buchen, Eichen und Kiefern. Wollen wir die Mischung weiter erhöhen, brauchen wir also eine heimische Baumart, die im Klimawandel bestehen kann und unsere Baumartenpalette an dieser Stelle ergänzt.

Für die Tanne spricht dabei, dass sie besser auf den Klimawandel vorbereitet ist als andere Arten, zum Beispiel die Kiefer oder die Fichte.

Prinzipiell absorbieren alle Baumarten CO2. Sie haben jedoch unterschiedliche Strategien dafür. Daher haben Bäume auch unterschiedliche Wuchsgeschwindigkeiten.

Weißtannen im Stadtwald Bamberg

Beim Stichwort Klimawandel denkt man natürlich sofort an CO2. Wie sieht denn die CO2-Bilanz von Weißtannen aus?

Was wichtig ist: Man sollte nie die CO2-Bilanz eines einzelnen Baumes betrachten, sondern die des gesamten Waldes. Eine einzelne Weißtanne absorbiert zwar weniger CO2 als eine einzelne Buche, allerdings können Weißtannen viel dichter beieinander stehen: Dadurch fällt der Unterschied in der CO2-Bilanz zwischen Buche und Tanne auf die gesamte Fläche betrachtet kaum ins Gewicht.

120

Jahre braucht ein Baum von Saat bis Ernte

Wie werden die richtigen Standorte für die Bäume ausgewählt?

Da der Ort, an dem die Tannen gepflanzt werden, schon bewaldet ist, verteilen wir die Bäume über ein Areal von mehr als 2 Hektar. Die Tanne ist ein sogenannter Schattbaum, braucht also vergleichsweise wenig Licht zum Wachsen. Deshalb kann sie gut die Leerstellen zwischen größeren Bäumen (z.B. Eichen) auffüllen. So erhalten wir die natürliche „Etagenstruktur” des Waldes, die dabei hilft, die Folgen des Klimawandels abzumildern.

Wenn nicht nur hohe Bäume im Wald stehen, sondern dazwischen auch mittelhohe Bäume (z.B. Tannen) sowie Sträucher und Jungbäume wachsen, bleibt die Temperatur am Boden niedriger und Feuchtigkeit verdunstet nicht so leicht. Deshalb kommt ein naturgemäß bewirtschafteter Wald besser mit den längeren Trockenperioden zurecht, die der Klimawandel mit sich bringen wird.

Dass sich diese Strategie auszahlt, haben wir im letzten Sommer gesehen: Die Schäden an den städtischen und bürgerspitälischen Wäldern in Bamberg waren deutlich geringer als in anderen Gebieten.

In Bamberg setzen wir schon seit mehr als 30 Jahren auf diese naturgemäße Bewirtschaftung. Damit sind wir absoluter Vorreiter.

Wann geht es los mit der Bepflanzung und wie läuft diese konkret ab?

Die Jungtannen ziehen wir schon in einem sogenannten fliegenden Saatbeet aus heimischen Tannen. Sobald die Wetterbedingungen im Frühjahr stimmen, kann es losgehen. Dabei werden mehrere Forstwirte die STWB-Azubis unterstützen.

Die Pflanzung selbst ist relativ unspektakulär: Mit einem Hohlspaten stechen wir ein Loch, in das die Jungtanne gesetzt wird. Der Setzling wird von uns nur etwas angedrückt, alles weitere erledigt der Baum selbst. Wichtig ist nur, dass die darauffolgenden Tage und Wochen genügend Niederschlag mit sich bringen, damit die Bäume gut anwachsen können.

Johannes Hölzel ist Forstamtsleiter der Stadt Bamberg und koordiniert die Baumpflanz-Aktion der Stadtwerke Bamberg.