Stadt und Stadtwerke vereinbaren 5-Punkte-Plan für ÖPNV in Bamberg

Corona, Energiekrise, Inflation und die tarifbedingt gestiegenen Personalkosten belasten die wirtschaftliche Situation von Stadtwerken in ganz Deutschland. In Bamberg haben Politik, Stadtverwaltung und Stadtwerke Bamberg ein Konzept zur Stabilisierung des ÖPNV-Angebots erarbeitet.

Stadt und Stadtwerke Bamberg haben sich auf ein 5-Punkte-Paket verständigt, um weiterhin einen leistungsfähigen Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Bamberg anbieten zu können. Die Maßnahmen sind nötig geworden, weil die Energiekrise und der dadurch ausgelöste bevorstehende Transformationsprozess alle Stadtwerke in Deutschland vor große finanzielle Herausforderungen stellen – auch in Bamberg. Ziel ist es, Kosten beim ÖPNV-Angebot einzusparen, ohne dass die Fahrgäste maßgeblich beeinträchtigt werden. Zum 1. Juli soll das Parken im öffentlichen Raum und in den Parkanlagen der Stadtwerke teurer werden. „Die Einschnitte sind unausweichlich, aber ausgewogen. Dank des Maßnahmenpakets werden wir unseren Bürgerinnen und Bürgern auch in Zukunft einen stabilen, zuverlässigen und bezahlbaren ÖPNV bieten können“, erklärt Oberbürgermeister Andreas Starke am Dienstag.

Bundesweit haben die Stadtwerke in Deutschland so düstere Zukunftsaussichten wie seit der Finanzkrise 2008/09 nicht mehr. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die Energiekrise und die Inflation belasten die finanzielle Stabilität der kommunalen Unternehmen. Die wirtschaftlichen Herausforderungen werden durch die Entwicklung der Personalkosten verschärft, die allein bei den Stadtwerken Bamberg bis zum Jahr 2025 Mehrausgaben von 8,6 Millionen Euro verursachen.

Im Fokus steht besonders die künftige Finanzierung des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs, für den die Stadtwerke 2023 ein Defizit von 7,2 Millionen Euro erwarten – zwei Millionen Euro mehr als noch im Jahr 2021. Oberbürgermeister Andreas Starke: „Wir wollen gegensteuern, um weiterhin die Leistungsfähigkeit unserer Stadtwerke sicherzustellen.“ Mit einem Maßnahmenplan wollen Politik und Verwaltung das Ergebnis der Mobilitätssparte stabilisieren und gleichzeitig die hohe Attraktivität des Umweltverbunds stärken. Der 5-Punkte-Plan wurde seit vergangenen Winter in einer parteiübergreifenden kommunalpolitischen Arbeitsgruppe erarbeitet und enthält die folgenden Maßnahmenpakete:

  • Wirtschaftliche Optimierung des ÖPNV-Angebots ab Sommer
  • Anpassung der Parkhaustarife der Stadtwerke Bamberg zum 1. Juli
  • Anpassung der Parkgebühren im öffentlichen Raum zum 1. Juli
  • Wiedereinführung des kostenpflichtigen P+R zum 1. August 2024
  • kontinuierliche Maßnahmen zur Steigerung der ÖPNV-Attraktivität

Wirtschaftliche Optimierung des ÖPNV-Angebots

Weil in den Ferien die Fahrgastzahlen im ÖPNV sinken, wird es auch in diesem Sommer einen Ferienfahrplan geben. Die Stadtwerke stellen sicher, dass Berufstätige ihren Arbeitsplatz weiterhin mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können, allerdings werden während der Ferien im Durchschnitt nur vier von fünf Fahrten stattfinden. Der Ferienfahrplan orientiert sich im Wesentlichen am Samstagsfahrplan und wird durch zusätzliche Fahrten in den Morgenstunden und mehr Services des Anruf-Linien-Taxis (ALT) ergänzt.

Bei dauerhaften Fahrplaneinschränkungen waren sich die Mitglieder der kommunalpolitischen Arbeitsgruppe einig: Das Bamberger Nachtbusangebot bleibt uneingeschränkt erhalten, und tagsüber darf das Angebot nur dort angepasst werden, wo die Fahrgäste hierdurch nicht maßgeblich beeinträchtigt werden. Deshalb soll das ÖPNV-Angebot zum Fahrplanwechsel im Dezember noch stärker an die Nachfrage der Fahrgäste angepasst werden. So werden einzelne Fahrten dort gestrichen, wo es besonders wenige Fahrgäste gibt. Auf mehreren Nebenlinien wird der Takt ausgeweitet, redundante Linien und Linienäste entfallen.

Nachdem die Grundsatzentscheidung über die Fahrplananpassungen getroffen wurden, erarbeiten die Stadtwerke Bamberg aktuell die detaillierte Fahrplanung. Rechtzeitig vor dem Start des neuen Fahrplans werden die Stadtwerke die Fahrgäste detailliert über die Änderungen informieren.

 

Anpassung der Parkhaustarife zum 1. Juli 2023

Ab dem 1. Juli kostet das Parken in den Tiefgaragen am Schönleinsplatz, an der Löwenbrücke, am Luitpoldeck am Alten Hallenbad und an der Konzert- und Kongresshalle künftig pro Stunde 50 Cent mehr. Für Besucher des Bambados bleibt das Parken weiterhin kostenlos. Gleichzeitig erweitern die Stadtwerke ihren Service für die Fahrer von E-Fahrzeugen: Mit dem „Quartierstarif“ für 70 Euro im Monat können sie ihr Fahrzeug nachts zwischen 18 und 8 Uhr parken und mit einer Flatrate mit Ökostrom betanken, am Samstag und Sonntag ist das sogar ganztags möglich.

 

Anpassung der Parktarife im öffentlichen Raum

Zum 1. Juli sollen auch die Parkgebühren im öffentlichen Raum angepasst werden. Die parteiübergreifende Arbeitsgruppe hat sich darauf verständigt, dass im 30-Minuten-Takt abgerechnet wird, für den in der Parkzone 1 künftig 1,30 Euro fällig werden, in der Parkzone 2 ein Euro. Mit den Mehrerlösen aus der Fortschreibung des Parkraumbewirtschaftungskonzepts soll die Attraktivität des ÖPNV in Bamberg gestärkt werden. Voraussetzung hierfür ist ein entsprechender Beschluss des Mobilitätssenats der Stadt Bamberg, der am 20. Juni tagen wird.  

 

Anpassung der Kosten für den P+R Service

Mit dem gemeinsamen Buskonzept von Stadt und Landkreis Bamberg wird die Bamberger Innenstadt ab dem 1. August 2024 viel besser für die Bewohner des Landkreises erreichbar. Der Bus wird zur echten Alternative zum Pkw für Landkreisbewohner, wenn sie zum Einkaufen in die Bamberger Innenstadt wollen. Deshalb soll das P+R-Angebot bis zum Start des Bundeskonzepts weiter kostenlos bleiben. Zu prüfen und zu diskutieren ist, ob mit dem Start der besseren ÖPNV-Anbindung der Landkreisgemeinden die P+R-Parkplätze am Heinrichsdamm und an der Kronacher Straße neu geregelt werden müssen. 

 

Stärkung des Umweltverbunds

Je mehr Fahrgäste den Umweltverbund nutzen, umso besser. Deshalb setzen die Stadtwerke weiter auf eine Attraktivierung des Angebots – insbesondere auf den stark frequentierten Linien. Gelegenheitsnutzer wollen sie mit dem VGN eTarif ansprechen, mit dem Fahrgäste Bus und Bahn flexibel nutzen können, ohne vorher am Automaten ein Ticket kaufen zu müssen.  Auch die Suche nach Preisstufen und dem günstigsten Tarif entfällt, weil die Fahrt mit der Egon-App gestartet wird und sich der Ticketpreis nach den zurückgelegten Kilometern berechnet. Auf Lagarde testen die Stadtwerke Mobilitätsangebote, die über die Nebenkostenabrechnung der Wohnung abgerechnet wird. Hier können die Bewohner demnächst zum Pauschalpreis kostenlos busfahren, das Carsharing nutzen oder auf Elektroscooter, Lastenräder oder E-Bikes steigen.

 

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