Klinikum am Michaelsberg aus Vogelperspektive

Das Bamberger Klinikum auf dem Weg zur Selbstversorgung

Vor knapp 20 Jahren hat sich die Sozialstiftung auf eine Wette mit den Stadtwerken Bamberg eingelassen und einen Erfolgsgarantievertrag zum Energiesparen geschlossen. Die Stadtwerke haben darin zugesichert, durch umfassende Sanierungsmaßnahmen an den technischen Anlagen den Energieverbrauch und damit auch den Ausstoß klimaschädlicher Emissionen deutlich zu verringern. Sie übernehmen die Planung, einen großen Teil der Finanzierung und Umsetzung der Einsparmaßnahmen, halten die Anlagen instand, überwachen und optimieren den Betrieb. Im Gegenzug bindet sich das Klinikum für die Vertragslaufzeit von 10 Jahren an die Stadtwerke als Energiedienstleister. 

Die Rechnung ist aufgegangen

Nach fünf Jahren hatte das Klinikum bereits 36.775 Tonnen Kohlendioxid eingespart. Über die gesamte Vertragslaufzeit sind fast 11.000 Tonnen CO2 eingespart worden. Die Einsparungen resultieren einerseits daraus, dass der Strombezug um circa 54,7 Prozent niedriger ist und 35,2 Prozent des Bedarfs im neu errichteten Blockheizkraftwerk selbst erzeugt wird. Der Wasserverbrauch ist um 14,5 Prozent gesunken.

An vielen Stellschrauben gedreht

Um die Zielvorgaben zu realisieren, wurde innerhalb eines dreiviertel Jahres zahlreiche technische Anlagen saniert und auf den neuesten technischen Stand gebracht.

Lüftungsanlage, Wärmerückgewinnung, BHKW und Niedertemperaturkessel

Die zentralen Lüftungsanlagen wurde inklusive der Ventilatoren und deren Antriebe modernisiert. Sie können jetzt stufenlos am tatsächlichen Bedarf ausgerichtet werden. Eine Wärmerückgewinnung sorgt dafür, dass die in der Abluft enthaltene Wärme optimal genutzt wird. Ein Blockheizkraftwerk und ein neuer Niedertemperaturkessel verbessern die Energieeffizienz bei der Wärmeerzeugung. Ein großer Teil der benötigten Heizwärme und etwa die Hälfte des Stromes werden in Kraft-Wärme-Kopplung mit einem Gesamtwirkungsgrad von etwa 90 Prozent erzeugt.

Kältemaschine

Für die Kälteversorgung wurde eine alte Kältemaschine durch eine hocheffiziente neue Kältemaschine mit hoher Leistungsziffer ersetzt, die speziell im häufigen Teillastbereich eine sehr gute Leistungsziffer aufweist, um damit mit möglichst wenig Strom die Kälte für die Klimaanlagen zu erzeugen.

Gebäudeautomation

Wesentliche Unterstützung bei der effizienten Energienutzung kommt aus der Gebäudeautomation – hier laufen die Fäden aus allen technischen Anlagen zusammen. Diese wurde erweitert und optimiert, so dass alle Energieerzeuger und haustechnischen Anlagen daran angeschlossen sind. Mit dem entsprechenden Knowhow können die Anlagen optimal an die Anforderungen angepasst werden.

Intelligente Steuer- und Regelungstechnik

Für das Projekt wurde darüber hinaus eine intelligente Regelungs- und Steuerungstechnik programmiert, die sich beim Bereitstellen von Kälte, Wärme und Luft am tatsächlichen Bedarf des Krankenhauses orientiert. Das System wertet dazu beispielsweise unter anderem online übermittelte Wetterdaten und meteorologische Prognosen aus und steuert damit die Kälteerzeugung.

Zusammenarbeit beim Klimaschutz verlängert

Die Einsparergebnisse und die gute Zusammenarbeit mit den Stadtwerken in den 10 Vertragsjahren haben dazu geführt, dass die Sozialstiftung Bamberg die umweltfreundliche Energieversorgung ihres Klinikums nach Auslaufen des Vertrags ausgeweitet hat und den Erfolgsgarantievertrag 2016 verlängert hat. Mit der Nachtragsvereinbarung wurde einerseits die Basis für weitere zehn Jahre der Zusammenarbeit gelegt, andererseits die Erneuerung des BHKW am Klinikum auf den Weg gebracht.

Das alte Blockheizkraftwerk, das rund 40 Prozent des Strom- und rund 60 Prozent des Wärmebedarfs sowie Dampf für die Sterilisation und Krankenhausküche produziert hat, hätte nach 600.000 Betriebsstunden für eine große Revision demontiert werden müssen. Stattdessen hat sich das Klinikum dazu entschlossen, ein neues leistungsstärkeres Kraftwerk zu installieren und noch mehr Strom selbst zu produzieren. Zur Betriebsoptimierung des BHKW kam außerdem eine Absorptionskältemaschine mit einer Leistung von 1.067 KW zum Einsatz. Sie wandelt im Sommer die überschüssige Wärme in Kälte um.

Die Stadtwerke Bamberg prognostizierten, dass der Anteil an eigener Stromerzeugung auf circa 55 Prozent und an der Wärmeerzeugung auf circa 65 Prozent steigt und so eine CO2-Reduzierung um 1.749 Tonnen pro Jahr realisiert werden kann.

75 %

Strombedarf gedeckt (ab 2024)

70 %

Wärmebedarf gedeckt (ab 2024)

25.000 t 

COgespart (2007 - 2023)

Eigenerzeugung drastisch erhöht

2021 hat sich die Sozialstiftung entschieden, den Weg konsequent weiterzugehen und die Stadtwerke damit beauftragt, ein Konzept zur Steigerung der Eigenstromerzeugung zu entwickeln. Dementsprechend wurde 2023 ein zweites BHKW und ein zweiter Niedertemperaturkessel installiert. Da die einzelnen Kaminzüge, die für das BHKW und den Niedertemperaturkessel genutzt wurden, noch aus der Bauzeit des Klinikums (Ende der 70er Jahre) waren, mussten sie mit dem entsprechenden Edelstahlrohr nachgerüstet werden. Und das verlangte echte Präzisionsarbeit: bei lebhaftem Herbstwind setzte ein riesiger Autogran fünf 12 Meter lange Röhren in den 60 m hohen Kamin ein.

Anfang 2024 wurde schließlich ein weiterer Kessel und ein großer Pufferspeicher installiert – auch um die Heizungshydraulik zu verbessern und die Wärmenutzung noch effizienter zu gestalten.

Preisgekrönt

2009

Für die Planung, Projektierung und Umsetzung der energiesparenden Maßnahmen wurde der Projektpartner Hochtief Energy Management (heute SPIE) mit dem Contracting Award ausgezeichnet. Die Jury lobte vor allem das umfassende und übergreifende Konzept der realisierten Verbesserungsmaßnahmen, die kurze Umsetzungszeit und die hohe CO2-Reduzierung. Verliehen wurde der Preis durch den Energieeffizienz-Verband AGFW, der BVT Holding, der Deutschen Energie-Agentur dena und dem Verlag Energie & Management.

2017

Für ihre umfassenden Energieeffizienz-Maßnahmen und ihren Einsatz für den Klimaschutz wurde die Sozialstiftung Bamberg mit der Auszeichnung „energie.effizienz.gewinner 2017“ geehrt. Die Auszeichnung wird seit 2015 zwei Mal jährlich von der ENERGIEregion Nürnberg e. V. vergeben. Ziel ist es, Unternehmen aus Nordbayern für einen ressourcen- und energieeffizienten Umgang zu sensibilisieren. 

2018

Wegen ihres Vorbildcharakters für andere Anlagen hat der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e. V. (B.KWK) die Anlage des Bamberger Klinikums zum „BHKW des Jahres“ 2018 gewählt.