Fernwasser für Oberfranken: Seit 50 Jahren Rückgrat der regionalen Wasserversorgung
Wasser ist ein kostbares Gut – angesichts der jüngsten Hitzewelle wird das auch in Oberfranken einmal mehr deutlich. Trockene Böden und eine abschwächende Grundwasserneubildung führen zu sinkenden Pegelständen in den Wassergewinnungsgebieten, zusätzlich kann Starkregen die Qualität des Wassers negativ beeinflussen. Umso wichtiger sind Kooperationen wie zwischen der Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) und seinen 75 kommunalen Wasserversorgern in Franken und Thüringen. Vor 50 Jahren hat die FWO das erste Wasser aus der Ködeltalsperre geliefert. Daran erinnert der Zweckverband jetzt gemeinsam mit seinem Kunden der ersten Stunde, den Stadtwerken Bamberg.
In Oberfranken werden Jahr für Jahr rund 70 Millionen Kubikmeter Trinkwasser benötigt. Etwa 80 Prozent hiervon stammen aus Brunnen und Quellen, rund 20 Prozent werden aus Oberflächenwasser in der Trinkwassertalsperre Mauthaus gewonnen. Die so genannten Ködeltalsperre ist damit auch im Hinblick auf die Versorgungssicherheit die bedeutendste Wassergewinnungsanlage in Oberfranken. Die überregionale Versorgungsstruktur der FWO mit ihren Fernleitungen zu den großen Städten ist seit 50 Jahren das Rückgrat der oberfränkischen Wasserversorgung. Heute ist der Zweckverband der drittgrößte Fernwasserversorger in Bayern und beliefert mit seinen 80 Mitarbeitenden ein Drittel der Wasserversorger in der Region.
Vor Ort sind es einige große, aber auch viele kleine Wasserversorger, die die flächendeckende Wasserversorgung garantieren. Als stille Helden liefern die etwa 200 Wasserversorger jederzeit frisches Trinkwasser an jeden Wasserhahn in den Versorgungsnetzen. Die oberfränkischen Gemeinden, Märkte und Städte nehmen hier ihre Verantwortung sehr ernst. „Das ist uns wichtig. Denn Wasser ist unsere Lebensgrundlage und keine Handelsware“, betont Regierungspräsident Florian Luderschmid im Rahmen eines Pressegesprächs in Bamberg. Die klima- und krisenbedingten Herausforderungen sind jedoch groß. „Wir müssen jetzt weitsichtig planen, überregional denken und zusammenarbeiten, um die Wasserversorgung auch in Zukunft sicherzustellen. Denn Wasserversorgung ist eine Generationenaufgabe. Auch wir profitieren heute von den klugen Investitionen der Vergangenheit“, so Luderschmid. Der Freistaat Bayern fördert daher die klimaangepasste Weiterentwicklung der Wasserinfrastruktur: Seit 2016 wurden ca. 100 Kilometer Verbundleitungen zwischen Wasserversorgern mit einem Investitionsvolumen von etwa 30 Millionen Euro gebaut. Der Freistaat Bayern konnte dies mit etwa 15 Millionen Euro unterstützen.
Wasser braucht Wertschätzung
Zu oft nehmen die Menschen es für zu selbstverständlich. Daran erinnert seit 2008 die Aktion „Grundwasserschutz – Trinkwasser für Oberfranken“. Die Regierung von Oberfranken unterstützt sechs Wasserschulen, in denen jährlich rund 1.500 Grundschülerinnen und -schüler die Faszination Wasser spüren und Grundwasserschutz lernen. Der grundwasserschonende Anbau von Wasserschutzweizen oder der Durchwachsenen Silphie als alternative Energiepflanzen sind weitere oberfränkische Beispiele für einen praktizierten Grundwasserschutz.
50 Jahre Wasserlieferung nach Bamberg
Die Fernwasserversorgung Oberfranken ist ein Zweckverband aus acht Landkreisen und sieben Städten. Die Gründung 1966 ging einher mit der Planung und dem Bau der Trinkwassertalsperre Mauthaus (Ködeltalsperre) zwischen Nordhalben und Steinwiesen. Vor 50 Jahren, am 1. Mai 1975, wurde ein neues Kapitel in der oberfränkischen Wasserversorgung aufgeschlagen: Mit der ersten Wasserlieferung vom Wasserwerk Rieblich unterhalb der neugebauten Talsperre nach Bamberg hat die FWO seine operative Tätigkeit aufgenommen und stellt Trinkwasser für andere Wasserversorger bereit. Bis heute wurde insgesamt ein Volumen von rund 300 Millionen Euro in das technische System der FWO investiert. Heute versorgt die FWO 75 kommunale Wasserversorger, damit rund 500.000 Menschen schwerpunktmäßig in Oberfranken, aber auch in Mittel- und Unterfranken sowie Thüringen. Rund ein Drittel der oberfränkischen Wasserversorger sind an die FWO angeschlossen. Der Anteil der abgegebenen Menge an Trinkwasser in Oberfranken beträgt ein Viertel der gesamten Jahresmenge im Regierungsbezirk.
Die FWO hat allein in den vergangenen fünf Jahren rund 20 Millionen Euro in die Verteil- und Speicherstrukturen investiert. So wurde Ende 2023 ein neuer Hochbehälter bei Scheßlitz mit einem Bauvolumen von rund sieben Millionen Euro in Betrieb genommen. Für die Zukunft plant die FWO weitere große Neubaumaßnamen: Mit der sogenannten Ringleitung sollen künftig drei große Fernleitungen der FWO verbunden werden, um das Wasser noch besser zwischen den Teilregionen verteilen zu können und um insbesondere auf Baumaßnahmen am Rohrsystem reagieren zu können. Mit der über 30 Kilometer langen neuen Fernleitungen werden der Bamberger Ast, der Bayreuther Ast und der Scheßlitzer Ast verbunden. Die Kostenschätzung beläuft sich aktuell auf 45 Millionen Euro. Anfang 2026 soll das entsprechende Planfeststellungsverfahren beginnen.
Ein weiteres Investitionsprojekt der FWO zur künftigen Absicherung der Versorgungssicherheit in der Region ist der Neubau eines großen Hochbehälters am Zobelberg im Landkreis Lichtenfels. Hier plant die FWO ein zusätzliches Speichervolumen von 12.000 Kubikmetern. Dies wird dann der größte Speicherbehälter der FWO bzw. Oberfrankens sein. Er soll zur Stabilisierung im Verteilnetz der FWO beitragen, vor allem um im Sommer Leistungsspitzen abzupuffern. Mittelfristig ist darüber hinaus der Ausbau des Wasserwerks Rieblich angedacht, um auch dort die Kapazitäten zu erhöhen.
Bamberg hat für die kommenden Generationen investiert
Nicht nur auf regionaler Ebene, auch in den Städten und Gemeinden Oberfrankens investieren die oberfränkischen Wasserversorger in eine nachhaltige Trinkwassergewinnung und zuverlässige Wasserversorgung. So haben die Stadtwerke Bamberg im vergangenen Jahr das größte Trinkwasser-Investitionsprojekt ihrer Geschichte abgeschlossen und damit die Grundlage für die zuverlässige Wasserversorgung für die kommenden Generationen in Bamberg gelegt: Meilensteine waren hierbei der Neubau des neuen Wasserwerks im Stadtwald (2014), der Bau der neuen Hochbehälter an der Altenburger Straße (2016) und auf dem Rothof (2022) sowie der Neubau einer Trinkwasser-Verbindungsleitung mitten durch das Welterbe zwischen der Sutte und dem Michelsberg, die 2024 in Betrieb genommen wurde. Insgesamt haben die Stadtwerke für diese Projekte 50 Millionen Euro in die Modernisierung ihrer Wasserversorgung investiert. Aktuell bauen die Stadtwerke für sieben Millionen Euro im Bamberger Stadtwald zwei Horizontalfilterbrunnen und optimieren über neue Pump- und Steuerungstechnik in den Wasserwerken und Hochbehältern die Energieeffizienz der Bamberger Wasserversorgung: „Beim spezifischen Energieverbrauch für die Wasserversorgung lagen wir 2023 noch leicht über den Vergleichswerten anderer Wasserversorger. Mit dem Austausch veralteter Technik sowie dem Einsatz frequenzgeregelter Pumpen wollen wir Kosten reduzieren, den Klimaschutz steigern“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Michael Fiedeldey. Für ihre Wasserwerke in den Buger und den Gereuther Wiesen erstellen die Stadtwerke Bamberg gerade einen Sanierungsfahrplan.
Fiedeldey weiter: „Größte Herausforderung für unsere Wasserversorgung ist und bleibt aber der Klimawandel. Die Trockenheit im Boden nimmt zu, die Grundwasserneubildung schwächt sich ab. Die Entwicklungen sind besorgniserregend, binnen zehn Jahren sind in unseren Wassergewinnungsgebieten die Grundwasserpegel um bis zu drei Meter gesunken. Die Grundwasserneubildung schwächt sich ab, Starkregen fließt oft zu schnell oberflächlich ab und kann im trockenen Boden oder bei versiegelten Flächen nicht ausreichend versickern. Vielmehr können Starkregenereignisse die Wasserqualität erheblich beeinträchtigen – durch Überlastung der Kanalisation und den Oberflächenabfluss können Schadstoffe, Bakterien und Keime in Gewässer gelangen und diese verunreinigen“, so Fiedeldey. Die Stadtwerke Bamberg lassen ihr Trinkwasser häufiger analysieren als gesetzlich vorgeschrieben. Die unabhängigen Prüflabors bescheinigen dem Bamberger Trinkwasser eine hervorragende Qualität.
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Bild von links nach rechts: Oberfrankens Regierungspräsident Florian Luderschmid, Dr. Heinz Köhler, Verbandsvorsitzender der Fernwasserversorgung Oberfranken, Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke, Stadtwerke-Bamberg-Geschäftsführer Dr. Michael Fiedeldey und Markus Rauh, Verbandsdirektor der Fernwasserversorgung Oberfranken