Lagarde 4.0: Spatenstich für das zukunftsweisende Infrastrukturprojekt

Auf dem Bamberger Lagarde-Quartier haben die Bauarbeiten eines der ökologischsten Wärmenetze Deutschlands begonnen. Das Energiesystem versorgt 1.200 Familien, Kultureinrichtungen und Gewerbeflächen für 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Wärme und Kälte, die zu 70 Prozent vor Ort aus regenerativen Quellen gewonnen werden. Die Stadtwerke Bamberg investieren 18 Millionen Euro in das Zukunftsquartier. „Das Projekt in Bamberg belegt, dass innovative Lösungen für erneuerbare Fernwärme technisch möglich und wirtschaftlich sind“, lobte Wirtschaftsminister Peter Altmaier anlässlich des ersten Spatenstichs für die Energiezentrale, dem Herzstück des Energiesystems.

Wenn im Herbst 2022 die ersten Familien auf das Konversionsquartier ziehen, dann lassen die Stadtwerke Bamberg keine Gelegenheit ungenutzt, Energie für die Wohngebäude, Kultur- und Gewerbeflächen vor Ort aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. Mehr als 70 Prozent der Wärme für die Bestands- und die Neubauten soll aus erneuerbaren Energien gewonnen werden und das „Bamberger Konzept“ als Blaupause für moderne Stadtentwicklung genutzt werden: Weil viele Kommunen vor der Herausforderung stehen, innerhalb einer bestehenden städtischen Infrastruktur mit unterschiedlicher Gebäudeeffizienz eine möglichst nachhaltige Energieversorgung zu realisieren.

Auf dem Lagarde-Quartier wird unter anderem oberflächennahe Geothermie eingesetzt und Wärme aus Abwasser genutzt. Der Strom für die Wärmepumpen wird auf den Dächern der Gebäude mit Hilfe von Photovoltaikanlagen erzeugt.

Ein intelligentes Speichermanagement und ein Blockheizkraftwerk gleichen tageszeitliche Produktionsschwankungen aus; die saisonale Speicherung von Überschuss- und Abwärme aus den Sommermonaten erfolgt mittels 55 Erdwärmesonden sowie Erdwärmekollektoren, die unter den neuen Gebäuden entstehen.

Bewohner profitieren auch finanziell

Sämtliche Gebäude- und Anlagentechnik wird in der Energiezentrale miteinander vernetzt, so dass die Energie höchst effizient genutzt werden kann. Weil Sonnenstrom und Erdwärme unabhängig von Marktschwankungen, Börsen- und CO2-Preisen sind, können die Stadtwerke den Bewohnerinnen und Bewohnern einen günstigen Einstiegspreis für ihre Wärmeversorgung mit der Aussicht auf eine geringe Preissteigerung garantieren.

Die Stadtwerke Bamberg hatten die Realisierbarkeit des Konzepts in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut IEE, dem Nürnberger Ingenieurbüro BUILD.ING Consultants und der Otto-Friedrich-Universität Bamberg überprüft und hierbei neben der Energieausbeute auch den Platzbedarf, Kohlendioxid- und Lärmemissionen sowie die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Wärmeerzeugungsmethoden in den Fokus genommen. Als wichtiger Baustein der Wärmewende wird das Projekt insgesamt mit mehr als 8 Millionen vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Weitere 1,9 Millionen Euro steuert die Regierung von Oberfranken im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Wachstum und nachhaltige Erneuerung - Lebenswerte Quartiere gestalten“ bei.

Spatenstich für die Energiezentrale

Für die Energiezentrale, das Herzstück des Energiesystems, haben jetzt Kinder von Mitarbeiterinnen der Stadtwerke gemeinsam mit Oberbürgermeister Andreas Starke und Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Michael Fiedeldey, den ersten Spatenstich vollzogen. Das Gebäude nordöstlich der Reithalle wird Blockheizkraftwerk, Energiespeicher, Pumpen, Fernwärmetechnik und auch die intelligente Steuerung beheimaten und rechtzeitig zum Einzug der ersten Lagarde-Bewohner in einem Jahr in Betrieb gehen. Die endgültige Fertigstellung des architektonisch anspruchsvollen Gebäudes mit seinem Satteldach ist Ende des kommenden Jahres geplant.

Nachhaltigkeit nicht nur beim Heizen – auch bei der Mobilität

Auch das intermodale Mobilitätskonzept für die Bewohner, Besucher und Beschäftigten auf dem Lagarde-Quartier ist zukunftsweisend. Bewohner des Quartiers werden sich entscheiden können, ob sie statt eines Stellplatzes in einer Parkpalette eine Mobilitätskarte erhalten. Die Mobilitätskarte beinhaltet neben einem Ticket für den Verkehrsverbund Großraum Nürnberg auch den Zugriff auf Sharing-Angebote von Elektrofahrzeugen, E-Lastenrädern, elektrischen Motorrollern und E-Scootern. Die Stadtwerke gehen davon aus, dass sich heute schon jeder fünfte Bewohner für das alternative Mobilitätsangebot entscheiden wird. Den Bewohnern ermöglicht das maximale Flexibilität und Wahlfreiheit beim Fortbewegungsmittel. Auch wird weniger Fläche durch Parkraum versiegelt und die Aufenthaltsqualität auf Lagarde steigt.

 

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Hintergrundinformationen:

 

Das Lagarde-Quartier

Mit einer Fläche von rund 20 Hektar ist das Lagarde-Quartier im Bamberger Osten eines der größten Infrastrukturprojekte Deutschlands. Er ist Teil einer insgesamt ehemals ca. 420 Hektar großen Konversionsfläche in Bamberg, die bis zum Jahr 2014 von der US Army genutzt wurde. Gemeinsam mit Investoren aus ganz Deutschland realisiert die Stadt Bamberg auf dem Lagarde-Quartier bezahlbaren Wohnraum für ca. 1.200 Familien sowie Flächen für Gewerbe, Dienstleistungen, Kultur und soziale Einrichtungen. Die Stadtwerke Bamberg entwickeln neben dem zukunftsweisenden Energiesystem auch das intermodale Mobilitätskonzept und bauen ein flächendeckendes Glasfasernetz auf.

 

Was sind „Wärmenetze 4.0“?

Wärmenetze der „vierten Generation“ zeichnen sich durch niedrige Systemtemperaturen und der Einkopplung von erneuerbarer Wärme wie beispielsweise Solarthermie, Umweltwärme, Biomasse und Abwärme aus. „Wärmenetze 4.0“ verteilen die Wärme hoch effizient, weil wegen der niedrigen Temperaturen im Netz wenig Energie verloren geht, im Fall des Lagarde Campus sammelt das kalte Nahwärmenetz sogar mehr Energie auf, als es verliert. Durch die Einbindung von Power-to-Heat-Technologien wie Wärmepumpen kann Flexibilität für den Strommarkt bzw. das Stromnetz bereitgestellt werden.