Busfahren in Zeiten von Corona

Busfahren? Aber sicher! - Fragen an den Virologen

Angesichts bundesweit steigender Corona-Zahlen ist es besonders wichtig, vermehrt auf Hygiene zu achten, um eine Ansteckung zu vermeiden. Die Bamberger Busse sind jedoch sehr sicher - dafür sorgt ein detailliertes Hygienekonzept. Peter Scheuenstuhl, bei den Stadtwerken zuständig für den Nahverkehr, und Dr. Frank Wolschendorf vom Hygiene Technologie Kompetenzzentrum Bamberg erklären im Interview, wieso niemand Bedenken beim Busfahren haben muss.

 

Herr Dr. Wolschendorf, würden Sie als Mikrobiologe in der aktuellen Situation ohne Bedenken Bus fahren?

Dr. Wolschendorf: Natürlich! Tatsächlich nutze ich auch das P+R Angebot. Der Bamberger Nahverkehr hat ja ein umfassendes Hygienekonzept zur Sicherheit seiner Fahrgäste und Mitarbeiter in den Bussen entwickelt und umgesetzt. Die wichtigste Veränderung für den Fahrgast ist lediglich, dass eine Maske getragen werden muss. Mir erscheint diese Maßnahme durchaus sinnvoll und zumutbar.

Tatsächlich haben wissenschaftliche Studien inzwischen auch die Wirksamkeit der Masken bestätigt. Alltagsmasken tragen zum Infektionsschutz bei. Da kann man sich sicher sein. Natürlich laufen im Hintergrund auch noch weitere Maßnahmen ab.

Maskenpflicht an der Bushaltestelle

Herr Scheuenstuhl, ab wann muss ich die Maske tragen und wann kann ich sie wieder absetzen?

Peter Scheuenstuhl (STWB): Generell müssen Sie die Maske während der gesamten Fahrt tragen. Dabei ist wichtig: Setzen Sie die Maske nicht erst im Bus auf, sondern schon im Wartebereich. Das heißt, auch an den Haltestellen und am ZOB besteht Maskenpflicht. Sie können die Maske erst dann wieder absetzen, wenn Sie nach dem Aussteigen den Bereich der Bushaltestelle verlassen haben.

Wieso ist es notwendig, dass die Maske die ganze Fahrt über getragen wird? Wäre ein Mindestabstand zu anderen Fahrgästen nicht genauso effektiv?

Dr. Wolschendorf: Der Mund-Nasenschutz (MNS) ist ein sekundärer Schutz, der nur funktioniert, wenn alle mitmachen. Die „Maske” lenkt Aerosole aus Ihrer Atemluft, die potenziell Viren enthalten können, ab, sodass sie nicht in den Atembereich anderer Personen kommen. So wird das Ansteckungsrisiko verringert. Wenn sich jeder daran hält, sind alle geschützt. Im Bus ist der MNS die effektivste Maßnahme, da sich Mindestabstände während der Fahrt nicht immer einhalten lassen. Die „Maske” schützt Sie, wenn Ihr Gegenüber Ihnen näher als 1,5 Meter kommt, zum Beispiel weil Sie nebeneinander sitzen.

Was passiert, wenn man sich weigert, Maske zu tragen?

Peter Scheuenstuhl: In diesem Fall weisen wir die Person zuerst auf die Maskenpflicht hin, da diese nach der aktuellen Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung vorgeschrieben ist. Wenn das nichts nützt, dürfen wir von unserem Hausrecht Gebrauch machen und der Person die Beförderung im Bus verweigern oder sie sogar aus dem Bus entfernen lassen. Unsere Busfahrer sind da sehr aufmerksam und handeln konsequent.

Haltestangen im Bus der Stadtwerke Bamberg

Kann ich bedenkenlos die Oberflächen im Bus, z.B. die Haltestangen, anfassen?

Dr. Wolschendorf: Corona-Viren gelangen durch sogenannte Aerosole, also winzige Wassertröpfchen aus Mund und Nase, in die Luft. Jeder Mensch produziert Aerosoltröpfchen beim Sprechen und Atmen. Zum Großteil sind diese Aerosole so leicht, dass sie sich kaum auf Oberflächen ablagern, sondern in der Luft bleiben. Und die größeren „Sprechtröpfchen“ soll der MNS, den alle Passagiere tragen, ja zurückhalten.

Insofern scheint mir das Risiko, den Virus durch Berührung von Haltestangen oder Sitzen aufzunehmen, sehr gering. Dennoch gibt es überall Keime, die sich an Oberflächen ablagern können - deshalb ist es empfehlenswert, sich nach der Busfahrt die Hände zu desinfizieren. Das gilt aber genauso für andere Orte, an denen viele Personen zusammenkommen, z.B. beim Einkaufen.

Peter Scheuenstuhl: Andere Verkehrsbetriebe sind teilweise dazu übergegangen, die Haltestangen zusätzlich mit antibakteriellem Lack zu beschichten. Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, weil das Risiko einer Infektion über Oberflächen so gering ist und für diese Beschichtungen noch kein nachweisbarer Effekt auf das Infektionsgeschehen gezeigt wurde. Eine regelmäßige Reinigung ist wahrscheinlich ebenso effektiv wie eine solche Beschichtung.

"Natürlich können Sie auch weiterhin Fahrkarten mit Bargeld im Bus kaufen. Unsere Tickets kann man aber auch am Automaten kaufen. Oder Sie nutzen das praktische Handy-Ticket. "

Busfahren in Zeiten von Corona

Wie wird der Busfahrer eigentlich vor Corona-Viren geschützt?

Dr. Wolschendorf: Für den Schutz des Busfahrers sind die Fahrgäste mitverantwortlich, indem diese konsequent eine Maske tragen und damit die Anzahl von Viren in der Luft niedrig halten. Zudem hält der Fahrer in der Fahrerkabine den Abstand zu den Fahrgästen im Fahrgastbereich ein. Auch die Belüftungsanlage im Bus, sowie das häufige Öffnen der Türen sorgen regelmäßig für Frischluft und wirken den Aerosolen entgegen.

Die neu installierte Plexiglas-Scheibe an der Kasse sorgt außerdem dafür, dass sich der Fahrer und die einsteigenden Fahrgäste nicht direkt ansprechen und dabei Aerosole austauschen. Wenn der Busfahrer diesen mit Plexiglas geschützten Bereich verlässt, gilt für sie oder ihn ebenfalls die Maskenpflicht!

Haben Sie generell Empfehlungen, um sicher zu bleiben, wenn man sich im öffentlichen Raum bewegt?

Dr. Wolschendorf: Das Tragen eines Mund-Nasenschutzes in geschlossenen öffentlichen Räumen, wie im Supermarkt und im Nahverkehr ist ein wichtiger Schritt. Damit schütze ich die anderen - und wenn jeder mitmacht, bin auch ich geschützt.

Außerdem würde ich jedem raten, auf eine ausreichende Hand-Hygiene zu achten: Regelmäßiges Händewaschen und desinfizieren senkt das Ansteckungsrisiko - nicht nur für den Corona-Virus.

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage

Haben Sie weitere Fragen zu den Auswirkungen der Pandemie auf unser Service-Angebot? Auf unserer Aktionsseite finden Sie alle wichtigen Informationen zusammengefasst: stadtwerke-bamberg.de/corona

 

Astrid Rosenberger

Redakteurin bei den Stadtwerken

Die Unterfränkin leitet die Redaktion bei den Stadtwerken. Zwischen Buchstaben, Punkt und Komma fühlt sie sich genauso wohl wie auf dem Mountainbike, der Yogamatte oder an der Boulderwand.