Die Bogendusche im Hainbad: Wenn nicht hier, wo sonst?

Die Hainbadestelle strotz nur so vor Erinnerungsstücken und Unikaten. Jetzt wurde eins davon - die Bogendusche - in liebevoller Handarbeit vom Verein der Hainbadfreunde renoviert. Lesen Sie in unserem Blog, welcher internationale Fernsehstar sich hier schon abgekühlt hat.

Schließen Sie die Augen und atmen Sie tief ein – ganz tief. Und spüren Sie, wie kühles Nass Gesicht und Schultern sanft erfrischt. Nun öffnen Sie die Augen, sehen die Strahlen der Sonne, das Blau des Himmels und das Lichtblau jenes Bogens, aus dessen drei Düsen das Wasser wie sanfter Regen rieselt. Gegenüber das Grün des Uferbewuchses und am Ausstieg aus der Regnitz die Blätter der Ulme. Die Oberfläche des Wassers reflektiert die Strahlen der Sonne, dem Glitzern eines Diamanten gleich.

Um diese Wohltat zu erleben, brauchen die Bamberger nicht weit zu reisen: Durch die Lindenallee am Mühlwörth führt der Weg direkt zum Hainbad. Unser Ort des Genusses birgt jenes Erlebnis einer Dusche der besonderen Art, auf die wir Hainbadfreunde zugegebenermaßen stolz sind: unsere Bogendusche. Wenn nicht hier, wo sonst kann sich eine Kostbarkeit aus den 50er Jahren erhalten? Nach den Sanierungsmaßnahmen des WC-Trakts im nördlichen Flügel der dreiflügeligen Anlage des Hainbads durch die Stadtwerke im Winter 2020/21 wurde die historische Bogendusche aus dem Jahr 1952 frisch restauriert wieder aufgestellt.

Interessante Funde in den Archiven

Die Restaurierung der Bogendusche war nun Anlass, die Archive zu stürmen und Akten zu wälzen wie bereits 2009. Seinerzeit haben wir für die Festschrift „Das Hainbad in Bamberg – Ort des Genusses“ das intensiv betrieben. 1 Die Akten belegen, dass 1952 unsere Bogendusche für eine vom Bamberger Stadtrat beschlossene „Erweiterung der Badeanstalt“ bei der Firma Benz in Winnenden (Württemberg) bestellt wurde. Für die „Benz-Regenbogenbrause Nr. 1573“ veranschlagte man 210,70 DM. Im Zuge dieser Erweiterung der Badeanstalt erhielt das Hainbad darüber hinaus noch eine „Benz-Einmeter Sprunganlage“ für 225,40 DM sowie eine Benz-Dreimeter Sprunganlage für 470,40 DM. 2 Weder Sprungturm noch Sprungbrett sind erhalten. Kenner*innen der Geschichte unseres Hainbades wissen, dass unser Sehnsuchtsort 1935 als Flussbad errichtet wurde, bei dem jedes Jahr im Frühjahr hölzerne Becken in die Regnitz gebaut wurden. Das Springen in den Fluss gehörte seinerzeit unbedingt dazu. 1970 erfolgte mit dem Badeverbot in der Regnitz ein Umbau in ein Licht-Luft-und Sonnenbad, bei dem das Baden im Fluss auf eigene Gefahr toleriert wurde. Seit 2010 ist das Badeverbot an dieser Stelle der Regnitz – nach einem legendären „Sommer der Revolte“ – aufgehoben. Die Ereignisse in 2009 sind ausreichend dokumentiert und nachzulesen in oben erwähnter Festschrift.

69 Jahre alt

ist die Bogendusche in der Hainbadestelle.

Liebevolle Restaurierung

Über die zurückliegenden Wintermonate haben die Hainbadfreunde nicht nur die Reparatur, Sandstrahlung, Grundierung und Lackierung der beiden Standfüße und des Bogens vorbereitet und beauftragt, sondern uns auch um die Finanzierung dieser Arbeiten gekümmert. Dankenswerterweise leisteten hierbei sowohl die Stadtwerke Bamberg als auch der Verein Freunde des Hainbades wertvolle Unterstützung. Nach Befund sind die Standfüße korallenrot und der Bogen lichtblau gefasst. Die nur wenige Jahre alten Duschköpfe sind hingegen nicht mehr original. 

Senta Berger war auch schon duschen

Recherchen in den Archiven konnten zudem schöne Überraschungen zutage fördern: Aus dem Bamberger Stadionbad von 1953 haben wir eines der ersten Photos des Stadions überhaupt aus dem reichen Fundus des Stadtarchivs heben dürfen, das ebenfalls über Bogenduschen verfügte. Diese sind allerdings nicht überkommen. Emil Bauer, der Photograph des Fränkischen Tags, hielt Jahrzehnte später bei Sonnenschein das muntere Badevergnügen im Stadion fest und dokumentierte eben jene Bogenduschen in Betrieb. Als aufregendster Fund darf in jedem Fall der Zeitungsbericht im Fränkischen Tag vom 23. Juli 1963 bezeichnet werden, der den Besuch der Schauspielerin Senta Berger (*1941) im Hainbad festhielt: Im gepunkteten Bikini steht die damals bereits in Hollywood engagierte 22 Jährige unter unserer Bogendusche, spürt das Nass auf ihren Schultern, findet Erholung am Grün der gegenüberliegenden Bäume und am Glitzern unserer Regnitz.3

1 Interessengemeinschaft Hainbad, Hartleitner Christiane, Schipkowski Nina (Hg): Das Hainbad in Bamberg. Ort des Genusses, Bamberg 2010, Erich Weiß Verlag.

2 SRB V P, Errichtung eines neuen Familienbades im Hain, sowie Verpachtung desselben, 1936/59, Band II. Am 7. Juni 1952 berichtet der FT „Städt. Familienbad Bamberg im Hain – die ideale Erholungsstätte für Bambergs Bevölkerung – jetzt bedeutend erweitert.

3 Besonderer Dank gilt an dieser Stelle Nina Schipkowski, die bereits 2010 in oben genannter Festschrift darauf hinwies, S. 41, und Jürgen Schraudner, dem Fotograf des Stadtarchivs Bamberg, der keine Mühen beim Wiederfinden scheute.

Christiane Hartleitner

Christiane Hartleitner M.A

Kunsthistorikerin und Denkmalpflegerin, Hainbadfreundin und Regnitzschwimmerin

Im Erwerbsleben ist sie für das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, die KUFA-Inklusion durch Kultur und meiaudo_CarSharing von Ökobil tätig. (Foto: Erich Weiß)