Rasierter Mann vor dem Bus Bamberger Pfeil für das Sams

Vom Busfahrer aus Leidenschaft zum Stuntman für Ulrich Noethen – Georg Wittmanns Geschichte

Im dritten Teil des Sams „Sams im Glück“ lernt die Familie Taschenbier das Sams auch im Alltag richtig kennen und findet heraus, was es wirklich bedeutet mit dem Sams zusammenzuleben. Auch bei den Dreharbeiten gab es die ein oder andere Überraschung. Georg Wittmann saß 2011 als Stunt Double für Herrn Taschenbier hinterm Bus-Steuer. Damals arbeitete er bereits seit acht Jahren für die Stadtwerke. Der mittlerweile pensionierte Busfahrer hat seine Geschichte mit uns geteilt. Wie Georg zu der Stuntman Rolle kam und wie die Dreharbeiten mit Stadtbus abliefen, hat er uns im Gespräch erzählt.

Georg Wittmann

Busfahrer mit Leib und Seele

Der Bamberger war von 2003 bis 2018 für die Stadtwerke als Busfahrer tätig und kam über Umwege zum Busfahren. Durch den elterlichen Speditionsbetrieb erlernte er zunächst den Beruf des Speditionskaufmanns, hätte aber schon damals lieber in der Werkstatt gearbeitet. Seine Umschulung zum LKW-Fahrer war ein Neuanfang. Das Fahren war für ihn schon damals nicht nur Beruf, sondern Berufung. Später lernte er das Busfahren lieben, heute vermisst er nicht nur das Gefühl hinterm Steuer zu sitzen, sondern auch seine Kolleginnen und Kollegen und seine Fahrgäste.

Im März 2023 ist Herr Wittmann verstorben.

Wie alles begann

Etwa drei Tage durfte Georg Wittmann am Set des Films „Sams in Gefahr“ die Busfahrten anstelle von Ulrich Noethen übernehmen. In diesen drei Drehtagen hat der erfahrene Busfahrer einiges erlebt. Als die Filmgesellschaft sich damals an die Stadt wandte und einen Busfahrer samt Bus suchte, meldete sich ein Kollege aus der Aufsicht direkt bei Georg Wittmann. Gesucht wurde ein Busfahrer, der Ulrich Noethen äußerlich ähnelt. Die Ähnlichkeit konnte Georg selbst zwar nicht feststellen, er hat sich aber über die Möglichkeit etwas Neues zu erleben gefreut. Ohne zu zögern nahm er das Angebot an. Dass das Filmteam einen Busfahrer für die Fahrszenen suchte, war für ihn naheliegend: Immerhin hatte der eigentliche Darsteller keinen Busführerschein. Die Jobbeschreibung Stuntman jedoch schien für ihn zunächst nicht passend, immerhin fuhr er „nur“, wie jeden Tag, mit dem Bus durch die Stadt. Doch während dieser drei Tage sollte er noch die ein oder andere Überraschung erleben.

Aber eigentlich begann alles viel früher. Denn dass es so weit kommen konnte, war eine Verkettung von glücklichen Umständen: Als gelernter Speditionskaufmann arbeitet Georg für den elterlichen Betrieb in der Buchhaltung und erstellte Lohnabrechnung, war als „Mädchen für alles“, aber auch auf dem Hof und in der Werkstatt unterwegs. Seine Zukunft schien vorbestimmt. Er sollte einmal den Familienbetrieb übernehmen und weiterführen, doch bereits damals war er ihm klar, dass sein Platz nicht hinterm Schreibtisch ist. Der Betrieb wurde später von einem anderen Unternehmen aufgekauft, das Scheitern war aber zugleich ein Neuanfang. Georg wurde LKW-Fahrer und war von da an auf den Straßen unterwegs.

Früher hätte er sich nie vorstellen können, den ganzen Tag bloß in der Stadt eine Linie im Kreis zu fahren. Doch heute ist er froh darüber, bei den Stadtwerken gelandet zu sein. Der Umstieg vom LKW- zum Busfahrer fiel ihm nicht schwer. Lediglich den Busführerschein musste er dafür nachholen. Im Vergleich zum LKW- sei das Busfahren eine „saubere Arbeit“ meint er schmunzelnd. Den Schmutz, beim Ölwechsel beispielsweise, vermisste er genauso wenig wie die Arbeitszeiten. Die Arbeit als Busfahrer sei geregelter und nebenbei auch noch körperlich weniger anstrengend.

Langweilig war das Busfahren dennoch nicht. Seine Fahrgäste und die engen Fahrmanöver durch die Bamberger Innenstadt machten seinen Arbeitsalltag abwechslungsreich. Da dürfe man keine Angst haben. Auch nicht, wenn Passanten ohne zu schauen die Straße überqueren oder einem in einer Engstelle ein anderer Bus entgegenkomme. Das Besondere an seinem Beruf waren aber die Bekanntschaften, die er in seiner Zeit als Busfahrer schließen konnte. Da waren natürlich die Kolleginnen und Kollegen, mit denen er sich noch heute gerne unterhält, wenn er über den ZOB läuft, aber auch die Fahrgäste, die er größtenteils als sehr angenehm empfunden hat. Aber die schönste Bekanntschaft war die seiner zukünftigen Frau, die immer noch als Busfahrerin für die Stadtwerke unterwegs ist.

Als Stuntman mit 50 km/h durch die Engstelle

Sommer 2011. Es ist ein heißer Tag. Für Georg stehen statt der Schicht im Stadtbus Vorbereitungen für die Dreharbeiten des Sams-Films an. Bis auf die Schnürschuhe und die nicht sichtbare Unterwäsche, wird alles für ihn von der Filmgesellschaft bereitgestellt. Perücke, Hose, Hemd, Sakko, die obligatorischen roten Socken und sogar der Ehering stammen aus dem Kostümfundus. Den Ehering darf sich Georg sogar aussuchen. Ein ganzer Karton steht ihm dafür zur Auswahl.

Frisch rasiert und durch die Maskenbildnerin abgepudert beginnt sein erster Tag am Set. An diesem und den kommenden Tagen ist es so heiß, dass sein Gesicht immer wieder neu abgetupft werden muss. Denn unter dem Sakko, von dem mindestens ein Dutzend existieren und die am Ende des Tages gereinigt und für den nächsten Drehtag vorbereitet werden, trägt Georg zusätzlich noch ein langärmliges Hemd.

Auf was genau er sich da eingelassen hatte, wusste Georg vorab nicht. Auch die Filmhandlung kannte er nicht. Die Fahranweisungen bekam er spontan vor Ort. Die Drehorte wurden vorab von einem Locationscout ausgewählt, der dabei jedoch eher die Optik und weniger die Breite der Straßen berücksichtigte. So kam es dazu, dass Georg durch die ein oder andere Engstelle in der Bamberger Innenstadt fahren sollte, von der er nie gedacht hätte, dass ein 12-Meter-Bus da hindurchkommen würde. Doch das Team und vor allem der Kameramann scheinen Vertrauen in Georgs Fahrkünste zu haben.

Für eine Filmszene sollte er beispielsweise am Ende der Markusbrücke scharf links am Café Mondschein vorbei in die Straße Am Leinritt Richtung Fluss abbiegen, natürlich so schnell es geht. Während er mit 50 km/h der Kurve entgegenfährt fährt der Kameramann auf einem Schienenwagen gleichzeitig zurück. Der Bus kommt ihm so immer näher und näher. So eine Szene braucht großes Vertrauen von Seiten des Kameramannes, meint Georg.

Eine ähnliche Szene spielte am Stephansberg. Auch hier sollte er so schnelle es geht den Berg hinunterfahren, geradewegs auf eine Engstelle zu. Mit 50 Sachen durch die beengte, holprige Straße zu rumpeln, das sei das erste Mal nicht ohne gewesen und brauchte eine Portion Mut.

Begegnungen mit Fahrgästen und Schauspielern

Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten hatte Georg bereits knappe 8 Jahre Busfahrerfahrung und weitere Jahre als LKW-Fahrer und damit eine gewisse Fahrroutine und Gelassenheit, was das Fahren angeht. Die Dreharbeiten machten ihn deshalb nicht nervös, auch wenn es deutlich aufregender war zu fahren, während eine Kamera auf einen gerichtet ist. Dabei wurden manche Szenen am Stück gedreht, wobei die Kamera nicht immer auf ihn zeigte. Georg fuhr die vorgesehene Route weiter, während der Kameramann die plaudernden Fahrgäste filmte.

Wie im echten Leben waren viele der Fahrgäste immer dieselben. Im Laufe der Zeit lernt man die wiederkehrenden Fahrgäste kennen. Hier merkt man, dass Georg Busfahrer aus Leidenschaft war. Im Gespräch stellt er fest:

„Das Fahren muss man mit Leib und Seele machen. Das war schon immer für mich kein Beruf, sondern eine Berufung."

Er mag es, mit den Leuten zu reden und sich mit ihnen auszutauschen. So auch am Set. Eine Dame kam ihm bereits aus dem Fernsehen bekannt vor. Und auch mit den anderen Komparsen kam er ins Gespräch. Die Drehtage vergingen so wie im Flug.

Auch mit ein paar Schauspielern konnte er sich unterhalten. Besonders angenehm in Erinnerung ist ihm Armin Rohde, der im Film den fiktiven Charakter Anton Mon spielt, geblieben. Er wäre immer sehr offen und freundlich zu allen gewesen. Einige der anderen Darstellerinnen und Darsteller, wie Ulrich Noethen oder Christine Ursprung, seien da eher unter sich geblieben.

Zeit ist kostbar

Für wenige Minuten Filmmaterial musste insgesamt mehrere Tage gedreht werden. Und nicht nur die Dreharbeiten, sondern auch die Verpflegung vor Ort seien immer sehr aufwendig gewesen. Obst und andere Häppchen standen auf Platten bereit. Einmal haben sie im Bolero in der Judenstraße zu Mittag gegessen. Das Essen sei nie ausgegangen, meint Georg lachend.

Viel Zeit verbrachte Georg aber auch einfach nur damit zu warten, darauf, dass er für eine Filmszene gebraucht wurde, darauf, dass das Team komplett war. Einmal stand er zwei Stunden mit Warnblinker auf der Markusstraße und hat die Zeit verstreichen lassen. Untätig zu sein und darauf zu warten, dass etwas passiert, ist nicht leicht, besonders wenn man damit eine Spur einer ohnehin engen Straße blockiert. Teilweise mussten die Straßen für den Dreh aber auch gesperrt werden. So zum Beispiel am Dom, wo am Fuß und am Ende des Platzes jeweils eine Person mit Funkgerät platziert wurde, um den aufkommenden Verkehr zu regeln und den Platz während dem Filmdreh freizuhalten.

Nochmal Busfahren?

Wenn Georg heute nochmal die Gelegenheit hätte, für einen Filmdreh Bus zu fahren, dann würde er es wieder tun. Reich wurde er dadurch zwar nicht, aber um eine Erfahrung reicher. Es sei ein schönes Erlebnis gewesen, an das er sich gerne zurückerinnert.

An seine Zeit bei den Stadtwerken denkt er ebenso gerne zurück. Wenn er über seine Berufung spricht, lacht er viel und strahlt übers ganze Gesicht. Erst auf den zweiten oder dritten Blick fällt einem der Transfusionsschlauch auf, den er geschickt unter der Jacke verborgen hat. Unzählige Chemotherapien hat Georg schon durchgestanden. Im November 2018 musste er schließlich in den Krankenstand gehen, zwei Jahre darauf ging er schließlich in Rente. Sein frühzeitiger Ausstieg aus dem Berufsleben war nicht geplant, den Mut und seine positive Einstellung zum Leben hat er dennoch nicht verloren. Auch wenn er aktuell nicht als Busfahrer tätig ist, seinen Busschein hat er dennoch erneuert.

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Sams im Glück – Hintergründe und Handlung

Mit dem Kinderfilm „Das Sams“ und seinen beiden Fortsetzungen „Das Sams in Gefahr“ und „Sams im Glück“ wurden die Abenteuer des Sams verfilmt – einem kleinen Wesen, das weder Mädchen noch Junge ist und neben seiner Schweinenase blaue, Wunsch erfüllende Punkte im Gesicht hat. Die Filme basieren auf der Kinderbuchreihe von Paul Maar, der auch an den Drehbüchern mitwirkte.

Paul Maar kommt ursprünglich aus Bamberg. Dass die Handlung der Bücher in Bamberg spielt und dort auch Teile aller drei Filme gedreht wurden, ist also kein Zufall. Der wohl bekannteste Drehort befindet sich in der Judenstraße 16. Das „Haus zum Einhorn“ wurde bereits 1747 errichtet und diente in den Filmen als Außendrehort für das Haus der Familie Taschenbier. Die Drehorte des ersten Films kann man mit der Stadtführerin Maria Wunderlich nunmehr seit bereits zwei Jahrzehnten entdecken. Seit 2002 führt sie Filmbegeisterte auf den Spuren des Sams durch Bamberg und ist damit eine echte Sams-Expertin.

Der dritte Film wurde unter neuer Regie gedreht: Peter Gersina ersetzte den Regisseur der ersten beiden Filme, den Holländer Ben Verbong, der sich damals nach einer kurzen Tour durch unsere UNESCO-Weltkulturerbe preisgekrönte Innenstadt für Bamberg als einen der Drehorte entschied.

Trotz neuer Regie fügt sich „Sams im Glück“ nahtlos in die Filmreihe ein. Anfangs scheint die Welt in Ordnung: Das Sams, gespielt von Christine Ursprung, fühlt sich bei den Taschenbiers wohl, Freunde der Familie ziehen in die Nachbarschaft und sogar der Auszug des Sohnes Martin stellt kein Problem dar. Doch Herr Taschenbier, gespielt von Ulrich Noethen, verhält sich immer seltsamer und nimmt immer mehr Eigenschaften des Sams an. Die Verwandlung passiert in Schüben. In einem Moment verhält sich Bruno Taschenbier ebenso vorlaut und verfressen wie das Sams, im nächsten kann er sich an nichts mehr erinnern.

Hier erklärt Bruno Taschenbier das Set:

Porträt Melina Ritter

Melina Ritter

Werkstudentin bei den Stadtwerken

Als Teil des Redaktionsteams ist die Masterstudentin der Kommunikationswissenschaft bei den Stadtwerken im Online-Bereich tätig. Die Schwäbin fühlt sich in ihrer Wahlheimat Bamberg ebenso wohl wie hinter der Tastatur oder Kamera, wenn sie für ihren YouTube-Kanal zum Thema Hamsterhaltung Videos produziert.