Wenn die Sirene heult – Busfahren während dem Zweiten Weltkrieg

Während der Jahre 1942 bis 1945 waren Personal- und Treibstoffmangel Folgen des Zweiten Weltkrieges. Nachdem die Reichspost den öffentlichen Nahverkehr nicht mehr bewerkstelligen konnte, übernahm die Stadt Bamberg den Kraftverkehr in Bamberg. Die Omnibusse der Reichspost wurden für den Kriegseinsatz abgezogen. Am 22.2.1945 wurden schließlich durch einen Luftangriff beträchtliche Sachschäden an den Fahrzeugen und der Unterstellhalle verursacht. Aus dieser Zeit liegen den Stadtwerken nur wenige Aufzeichnungen vor. Wegen der Kriegswirren sind die Leistungsdaten der Jahre 1940 bis 1945 nicht mehr greifbar. Umso mehr haben wir uns gefreut, als wir die Geschichte von Hans B. erhalten haben.

Hans ist in dieser schweren Zeit groß geworden, als der Sirenenlärm, der von drohenden Luftangriffen kündete und die Bambergerinnen und Bamberger dazu aufforderte, Schutz zu suchen, zum Alltag gehörte. Trotz allen Widrigkeiten fuhr in Bamberg damals die „Ringlinie“ – grüne Kraftomnibusse, einige mit zweiachsigen Anhängern, die vom Bahnhof über die Zollner-, Weißenburg- und Pödeldorfer Straße über den Bahnhof bis zum Grünen Markt und zurück zum Bahnhof fuhren. Eine zweite Linie fuhr vom Bahnhof bis zum Schönleinsplatz. Mit nur drei Bussen wurde der Personennahverkehr damals aufrechterhalten.

Hans wohnte damals gegenüber der Luitpold-Schule, die jedoch als erste Schule Bambergs zum Lazarett umfunktioniert wurde. Viele seiner Mitschülerinnen und Mitschüler kamen aus dem Hafengebiet und der damaligen „Margaretenlaum“. Wie Hans mussten auch sie in dieser Zeit eine andere Schule besuchen. Das Busdepot in der Georgenstraße war nicht weit entfernt von dieser. So kam es dazu, dass die Kinder auf dem Weg dorthin in einen der vorbeifahrenden grünen Busse zusteigen konnten. Gerne erinnert Hans sich an die freundlichen Busfahrer zurück, die ihm und seinen Mitschülern dafür nichts berechneten. Auf ihrem Weg zum Busdepot hielten die Fahrer kurz auf der Straße an und ließen die Kinder einsteigen. Für ihn ein Zeichen gegenseitiger Rücksichtnahme.

Wenn Hans an die damalige Zeit zurückdenkt, fallen ihm viele Geschichten ein. Auf dem Schulweg wurden die Kinder oft vom Fliegeralarm überrascht und mussten den nächsten Schutzraum aufsuchen. Wenn die Sirenen heulten, mussten auch die Busfahrten abgebrochen werden. Alle Fahrgäste wurden dann gebeten, auszusteigen und Schutz zu suchen. Heute, knappe 80 Jahre später, können wir nur erahnen, wie es für die damaligen Betroffenen gewesen sein muss. Umso wichtiger ist es, Geschichten, wie die von Hans, am Leben zu halten.

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Porträt Melina Ritter

Melina Ritter

Werkstudentin bei den Stadtwerken

Als Teil des Redaktionsteams ist die Masterstudentin der Kommunikationswissenschaft bei den Stadtwerken im Online-Bereich tätig. Die Schwäbin fühlt sich in ihrer Wahlheimat Bamberg ebenso wohl wie hinter der Tastatur oder Kamera, wenn sie für ihren YouTube-Kanal zum Thema Hamsterhaltung Videos produziert.