LED Straßenbeleuchtung Wildensorger Hauptstraße Bamberg

„Lichtverschmutzung“ – wenn die Nacht verschwindet

Nur selten sehen wir nachts in einen stockfinsteren Himmel: Nicht nur im städtischen Raum wird der Himmel ab den Abendstunden von künstlichem Licht erhellt. Leuchtreklame, Straßenlaternen, aber auch beleuchtete Sportstätten oder privaten Gärten stören die Finsternis und das gesamte Ökosystem. Die Folgen der sogenannten Lichtverschmutzung sind weitreichend – Pflanzen, Tiere, aber auch wir Menschen leiden darunter.

Wie Licht unsere Umwelt „verschmutzt“

Wenn von „Lichtverschmutzung“ gesprochen wird, ist keinesfalls schmutziges Licht gemeint. Der Begriff beschreibt die zunehmende Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen. Insbesondere schlecht konstruierte Außenbeleuchtungen sorgen für den „Lichtsmog“.

Aber auch ohne künstliches Licht ist es nachts nicht völlig dunkel. Das natürliche Licht der Nacht entsteht seit mehr als 13 Milliarden Jahren durch Milliarden von Sternen, das Mondlicht und die Planeten unseres Sonnensystems. Dieses natürliche Licht der Nacht und seine Funktion z.B. als Orientierung für Tiere wird durch menschlich erzeugtes Kunstlicht gestört.

Erleuchtete Erdkugel

Satellitenaufnahmen unseres Heimatplaneten zeigen ihn als leuchtenden Ball – es gibt nicht viele Orte, die nicht erleuchtet sind. Licht ist ein Symbol für Sicherheit, Wohlstand und Modernität. Bei der Planung der Beleuchtung von Häusern, Dörfern und Städten wird jedoch oftmals nicht darauf geachtet, wo die Lichtquelle benötigt wird und wo eben nicht. Wenn Lichtquellen als Kunst verstanden werden, ist häufig eine zusätzliche Lichtverschmutzung das Resultat.

Der Lichtsmog nimmt auch in Bayern zu

Überall auf der Welt wird die Nacht heller – selbst bei uns. Eine Langzeit-Studie des DeutschenGeoForschungsZentrums (GFZ) aus dem Jahr 2018 kam zu dem Ergebnis, dass sowohl die Fläche als auch die Helligkeit des Lichtes bundesweit zunimmt. Bayern zählt in dieser zu den Bundesländern, die pro Jahr drei bis vier Prozent heller werden.

Wer wissen will, wie groß die Lichtverschmutzung am eigenen Wohnort ist, kann auf der Website lightpollutionmap.info nachschauen. Dort werden stark verschmutzte Gegenden auf der Weltkarte rot angezeigt.

In Deutschland zählt Kunstlicht je nach Art und Ausmaß seit 2011 als schädliche Umwelteinwirkung; festgehalten ist das im Bundesimmissionsschutzgesetz. Ziel des Gesetzes ist neben dem Schutz des Menschen auch der Schutz von Tieren und Pflanzen vor schädlichen Lichtimmissionen.

Initiative gegen Lichtsmog

Die Initiative "Paten der Nacht" ist in Deutschland und Österreich aktiv, um das Bewusstsein für die negativen Auswirkungen für Pflanzen und Tiere von zu viel Licht zu steigern und mittels „Patenschaften“ aktiv etwas dagegen zu tun.

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Steinmarder bei Nacht

Auswirkungen auf Mensch und Umwelt

Wenn Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen

Füchse sind in erster Linie dämmerungs- und nachtaktive Tiere und auch andere Tiere, wie Steinmarder, Igel, Eulen, Mäuse und Co, Insekten und Vögel treiben nachts ihr Unwesen. Sie werden in ihrem Tages-Nacht-Rhythmus und bei der Orientierung gestört. So lassen viele Fluginsekten ihr Leben, desorientiert verbrennen sie im Licht veralteter Laternen oder werden von Feinden gefressen. Paarung und Blütenbestäubung bleiben aus.

Einige Lebewesen passen sich aber auch an die veränderten Lichtverhältnisse an. So brüten beispielsweise Meisen Studien zufolge in der Nähe von Straßenlaternen erfolgreicher als im Dunkeln. Einige Spinnen haben gelernt ihre Netze strategisch im Licht zu spannen und einige Fledermausarten nutzen den Lichtschein, um zu jagen.

LED Straßenbeleuchtung bei Nacht

Insektenfreundliche Ausleuchtung

Für die Landesgartenschau 2013 wurde das ERBA-Gelände in Bamberg in sanftes Licht gehüllt. Das Gelände sollte ausreichend ausgeleuchtet, Tiere und Natur sollten aber nicht gestört werden. Deshalb wurden die 85 Lichtstelen relativ niedrig angebracht, sodass der Abstand zu den Baumkronen, wo die Insekten sich aufhalten, möglichst groß ist und die Anziehungskraft gering. Zum Einsatz kamen Halogenmetalldampflampen – deren spektrale Lichtbreite werden von kleinen Tieren nur teilweise wahrgenommen.

Nicht nur Nachteulen sind betroffen

Zu viel Kunstlicht schadet auf Dauer auch dem Menschen. Neben kulturellen Auswirkungen, wie dem Verlust der Sternebeobachtung, die uns Jahrtausende lang in Kunst, Wissenschaft und Religion beeinflusst hat, gibt es auch gesundheitliche Folgen. Unser Schlafrhythmus gerät insbesondere von dem blauen, kalten Licht das Leuchtreklamen, moderne Straßenbeleuchtung, aber auch Smartphones und Co. ausstrahlen aus der Bahn, teilweise dauerhaft. Das Hormon, Melatonin, das für unseren Tag-Nacht-Rhythmus verantwortlich ist, wird nämlich nur bei Dunkelheit von unserem Körper produziert, genau wie bei anderen Wirbeltieren.

Tagaktive Organismen müssen sich nachts regenerieren, so auch Pflanzen. In der Nacht erholen sie sich von der Photosynthese und den Anstrengungen, kaputte Blätter und Stängel zu regenerieren. Dauerbeleuchtete Pflanzen werden außerdem weniger bestäubt und bilden so weniger Früchte aus. Der Rhythmus der Jahreszeiten wird gestört. Künstliche Beleuchtung kann so ganze Ökosysteme stören und aus dem Gleichgewicht bringen.

Licht aus, bitte!

Jedes Jahr im September findet weltweit die Aktion "Earth Night" statt. Ab 22 Uhr sind wir dann dazu aufgerufen, das Licht zu reduzieren. Die Innenbeleuchtung muss deshalb nicht komplett ausgehen. Gardinen und Jalousien vor den Fenstern und ein bewusster Lichteinsatz genügen vollauf. 

Licht aus

Lichtemissionen reduzieren

Positive Nebeneffekte

Alles Gute in Maßen, so sagt man. Der sparsame Einsatz von Kunstlicht fördert den Klimaschutz und die Gesundheit der Menschen und nebenbei spart er auch noch Geld.

Die Verwaltungen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön haben in Kooperation mit den Rhöner Landkreisen vier Broschüren mit wissenschaftlich fundierten Planungshilfen für Privatleute, Unternehmen, Sportstätten und Kommunen erstellt.

Die Reduzierung von Lichtemissionen im privaten Umfeld kann einen wichtigen Beitrag leisten. Besonders auf kommunaler Ebene können aber große Effekte erzielt werden, nicht nur Energieeinsparungen.

Was können Gemeinden tun?

Bei der Beleuchtung von Straßen, Wegen und Parkplätzen ist die Investition in sparsame LED-Technologie in vielen Gemeinden bereits geschehen. Bei der Lichtplanung sollte neben der Energieeffizienz aber auch wichtige Parameter, wie zielgerichtete Lichtlenkung, eine angepasste Lichtmenge und warme Lichtfarben berücksichtigen. Denn die sparsame LED-Technologie sollte nicht zum Anlass genommen werden, das Beleuchtungsniveau zu erhöhen. Leuchtsysteme, wie beispielsweise sogenannte Amber-LED-Leuchten, die langwelliges, bernsteinfarbenes Licht abstrahlen und so ein besonders warmes Licht abgeben, bieten sich hier an. Bei der Auswahl des Systems sollte gegebenenfalls zudem auf die Anforderungen der Förderprogramme geachtet werden.

Egal ob Zuhause im eigenen Garten oder im Park: Generell können Lichtimmissionen reduziert werden, indem der auszuleuchtende Bereich zielgerichtet beleuchtet wird, das Licht gedimmt wird und warmweißes oder bernsteinfarbenes Licht zum Einsatz kommt. Daneben bringt der Einsatz intelligenter Lichtsteuerung nicht nur zusätzliche Einsparungen, sondern sorgt dafür, dass nur dann beleuchtet wird, wenn das Licht auch benötigt wird. Gerade Wege, die nachts kaum genutzt werden, müssen so nicht durchgehend ausgeleuchtet werden.

Licht sparen

Porträt Melina Ritter

Melina Ritter

Werkstudentin bei den Stadtwerken

Als Teil des Redaktionsteams ist die Masterstudentin der Kommunikationswissenschaft bei den Stadtwerken im Online-Bereich tätig. Die Schwäbin fühlt sich in ihrer Wahlheimat Bamberg ebenso wohl wie hinter der Tastatur oder Kamera, wenn sie für ihren YouTube-Kanal zum Thema Hamsterhaltung Videos produziert.